Die alte Presse hat es schwer. Daran kann es keinen Zweifel geben: dramatisch sinkende Auflagen als Resultat eines pfeilschnellen Informationsangebots im www machen tiefgreifende Sparmaßnahmen erforderlich. Am nachhaltigsten sparen kann man, das weiß jeder Unternehmer, beim Personal. Und so geben die gebeutelten Zeitungen das letzte Argument, sie noch lesen zu wollen, sehenden Auges her: kompetente Journalisten.
Was übrig bleibt, besonders bei den Regionalblättern, ist oft schon tragisch. Journalisten nennt man die dort Werktätigen oft schon gar nicht mehr, im Grunde sind es dumpfe Schreiberlinge. Gottlob nicht alle und nicht überall (seriösen Journalismus gibt es noch, hier und da), aber ständig zunehmend. Ein anschauliches Beispiel liefert nun ein Mensch namens Tobias Blasius, der aus unerfindlichen Gründen schreiben darf, und zwar für die WAZ (Funke Medien… da klingelt was!).
Besagter Blasius entriss seiner Tastatur u.a. folgende Zeilen:
„Es gibt gewichtige Gründe, die Landtagsneulinge der AfD nicht mit Repräsentationsaufgaben betrauen zu wollen. Deren Fraktionschef Pretzell hat mit Hetze über „Merkels Tote“ nach dem Berliner Weihnachtsmarkt-Attentat, dem Gerede über „die Verteidigung der deutschen Grenze mit Waffengewalt“ oder der notorischen Polemik gegen eine freie Presse keine Empfehlung für Botschafterdienste eines Abgeordnetenhauses formuliert.“
Wer angesichts solcher Prosa die Kinnlade vor lauter „Wow!“ nicht mehr zu kriegt, möge sich bitte an zuvor Gesagtes erinnern: „Ein journalistischer Hintergrund ist nicht erkennbar.“ Doch wollen wir die Worte adeln, indem wir sie zerpflücken; ganz so, wie wir es auch mit dem Text eines richtigen Journalisten tun würden.
„Es gibt gewichtige Gründe, die Landtagsneulinge der AfD nicht mit Repräsentationsaufgaben betrauen zu wollen.“
Tatsächlich? Genannt wird keiner. Was damit zu tun haben könnte, dass es faktisch keine gibt. Aber was interessieren einen WAZ-Kommenator auch schon Fakten? Die stören nur beim Meinungsmachen.
„Deren Fraktionschef Pretzell hat mit Hetze über „Merkels Tote“ nach dem Berliner Weihnachtsmarkt-Attentat…“
Dass Marcus Pretzell nicht über die Toten gehetzt hat, sollte selbst dem Unverständigsten klar sein; aber wer mit einer „4 minus“ in Deutsch unbedingt Reporter werden will, fabriziert halt solche Sinnverdrehungen; war sicher keine Absicht. Doch davon abgesehen: die Benennung der Verantwortung unserer Kanzlerin für diese und alle anderen von „Flüchtlingen“ verübten Verbrechen ist nur für solche Ignoranten Hetze, die Realitäten hartnäckig verweigern. Wenn von denen jemand in der Presse schreiben will, muss er halt… zur WAZ gehen.
„…dem Gerede über „die Verteidigung der deutschen Grenze mit Waffengewalt“…“
Gerede? Wie sollten denn nach Meinung dieses offenbar weit unterdurchschnittlich lange mitdenkenden Schreiberlings Grenzen verteidigt werden? Mit Teddybärchen?
„…oder der notorischen Polemik gegen eine freie Presse…“
Was der Mann unter notorischer Polemik versteht, ist wohl das (zugegebenermaßen oft gnadenlose) Aufdecken von Ungereimtheiten bzw. blanker Sinnverdrehung. Oder dem Anprangern von Hatespeech, wie von Herrn Blasius hier gerade produziert.
Aber dass der allen Ernstes von „freier Presse“ fabuliert, erfüllt sämtliche Voraussetzungen lupenreinster Komik. Den was immer diese Presse auch sein mag: frei (im Sinne von unabhängig oder weisungsungebunden) ist sie sicher nicht.
„…keine Empfehlung für Botschafterdienste eines Abgeordnetenhauses formuliert.“
Damit hat er dann wohl recht. Wenn nach all den Jahren des ungestörten Wachsens der Systemparteien plötzlich jemand auftaucht in diesen Fluren und frei nach „des Kaisers neue Kleider“ Sätze zu formulieren droht, die die deutsche Bevölkerung verunsichern und in Folge die eigenen Pfründe schmälern könnten, dann muss man sich halt wehren.
Und sei es mit einer Geheimwaffe namens Tobias Blasius.