Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

die Stadt Wiehl umfasst insgesamt 51 Dörfer bzw. Ortschaften. Wenn der Supermarkt, die Bäckerei oder die Post schließt, dann fehlen gerade in den ländlichen Regionen Alternativen. Die Folge davon: Immer mehr Menschen im ländlichen Raum fühlen sich abgehängt und vergessen. Denn wenn die Nahversorgung mit Lebensmitteln und anderen Waren des täglichen Bedarfs (aber auch mit Zeitschriften, Büchern, Schreibwaren, Kurzwaren und Geschenkartikeln), mit allgemeinen Dienstleistungen und sozialen Angeboten wegfällt, flüchten einerseits junge Menschen in die nächstgrößere Stadt, während andererseits ältere Menschen Probleme bekommen, sich selbst im Alltagsleben mit notwendigen und auch erwünschten Dingen zu versorgen. Sinken infolgedessen die Einwohnerzahlen, sinkt auch die Chance, dass sich ein Supermarkt (vor allem einer mit einem breiteren Angebot im Sinne eines klassischen Dorfladens) im Dorf niederlässt[1].

Zwar haben viele zu Wiehl gehörende Ortschaften zu keiner Zeit über einen eigenen Supermarkt verfügt, aber die Besorgungen von Konsumgütern des täglichen Bedarf waren noch nie so stark an einigen wenigen Punkten des Stadtgebiets konzentriert wie heutzutage.

Hinzu kommt der demografische Wandel, der auch vor Wiehl nicht haltmacht. Die steigende Zahl älterer Menschen in Verbindung mit einer rückläufigen individuellen Mobilität (z.B. Auto) wird zunehmend auch in unserer Stadt zu einer Herausforderung. Selbst ein potentieller Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist, wenn es um den Einkauf des täglichen Bedarfs geht, nur bedingt förderlich, da die Besorgungen schließlich auch nach Hause gelangen müssen.

Die Landwirtschaftskammer NRW sieht eine grundsätzliche Nachfrage nach neuen Nahversorgungskonzepten in Dörfern. Diese sollen meist nicht nur die Grundversorgung sicherstellen, sondern darüber hinaus auch die Lebensqualität im Dorf erhöhen. Als Nachfolger des früheren Tante-Emma-Landens hat sich in Deutschland eine regelrechte Dorfladenbewegung entwickelt.[2]

Gerade die erfolgreiche Bewerbung des Oberbergischen Kreises als Öko-Modellregion, könnte auch für Wiehl eine Chance darstellen, da neue Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten vom Land NRW gefördert werden.[3]

 

Die AfD-Fraktion beantragt vor diesem Hintergrund:

  • Die Verwaltung führt eine Potentialanalyse durch, um zu überprüfen, wie groß das Interesse und wie hoch der Bedarf an einem Dorfladen sind und welche Erwartungen die Bürgerinnen und Bürger an einen Dorfladen bzw. Ort der Grundversorgung haben.
  • Die Verwaltung wird beauftragt zu ermitteln, inwiefern lokale Geschäfte der Nahversorgung (z.B. Dorfladen) vom Land, vom Bund und von der EU gefördert werden können.

 

[1] https://kommunal.de/erfolgsfaktoren

[2] https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/landservice/pdf/nahversorgungskonzept-dorfladen.pdf

[3] https://www.rundschau-online.de/region/oberberg/jury-hat-entschieden-oberberg-wird-eine-oeko-region-38896092